Lebendiges inneres Wissen und Erleben
Wenn ein Bäcker einem Lehrling in der „guten, alten Zeit“ sein Handwerk beibrachte, wurde lebendiges Wissen aus alter Tradition anhand eigener Erfahrung vermittelt und zu eigen gemacht. Gleichzeitig wussten sich beide in einem sozialen und gesellschaftlichen Regelwerk aufgehoben, mehr oder weniger konstant über Jahrhunderte, mit nur geringen individuellen Handlungsspielräumen.
Der Siegeszug der Naturwissenschaft
Zwischenzeitlich hat die Naturwissenschaft ihren Siegeszug angetreten und kann genau erklären, was in der Backstube passiert, wie viele andere Dinge auch. Dafür sind die handwerklichen Backstuben zu einem großen Teil großtechnologischen Backfabriken gewichen.
Zahlreiche, tiefgreifende naturwissenschaftliche Fortschritte wurden in den letzten 150 Jahren erarbeitet. Diese bestimmen unsere Lebenswirklichkeit, und kaum jemand wird darauf verzichten wollen.
Die wissenschaftlichen Inhalte werden überwiegend als Wissen ohne eigene, innere Erfahrung vermittelt. Teilweise handelt es sich nur noch um Modellvorstellungen, Annäherungen an die Wirklichkeit, im Bemühen, reale Erfahrungen zu erklären.
Gleichzeitig haben die früheren Konventionen und Gewissheiten, in denen der Bäckermeister mit seinem Lehrling noch lebte, an Boden verloren. An ihre Stelle ist ein ständiger Wandel und die Notwendigkeit getreten, sich neu zu orientieren, um mit den neuen Entwicklungen Schritt halten zu können.
Was macht uns als Menschen in der heutigen Welt aus?
Wie können wir uns in der modernen, komplexen Welt orientieren, unseren individuellen Platz und Weg finden? Was macht uns als Menschen in der heutigen Welt aus?
Trotz aller eindrucksvollen Fortschritte scheitert die moderne Naturwissenschaft an einer befriedigenden Erklärung unseres Menschseins. Ursache ist die einseitige Fixierung auf physische, materielle Aspekte, die mit den modernen, naturwissenschaftlichen Methoden leicht fassbar sind.
Darüber geriet in Vergessenheit, dass wir als Menschen viel mehr sind als nur der physische Körper, ist dieser doch nur mehr ein Werkzeug für die physische, materielle Welt. Mit anderen, feineren Körpern, haben wir Teil an anderen „Welten“, ob wir wollen oder nicht, ob es uns bewusst ist, oder nicht. Vielen älteren Kulturen und Weltanschauungen war dies noch selbstverständlich.
Für die moderne Naturwissenschaft verschwand dieses Wissen, es versank im Unsagbaren. Es wurde als mystische, hilflose Welterklärung alter Kulturen abgetan, die sich noch nicht zur gegenwärtigen – naturwissenschaftlichen – Erkenntnishöhe durchgearbeitet hatten.
Der Verlust dieses Wissens erklärt viele Probleme und Schwierigkeiten des modernen Menschen. Denn sind in den Feinstoffkörpern feinstoffliche Gesundheit und innere Ordnung vorhanden, ist der Zugang zu unserer eigenen Individualität gegeben. Wir leben unser eigentliches Leben. Fehlt jedoch feinstoffliche Gesundheit, nimmt innere Unordnung überhand, sind Müdigkeit, Erschöpfung, Verzweiflung, Orientierungslosigkeit Konsequenzen, die sich häufig beobachten lassen.
Der Wendepunkt ist die eigene Erfahrung
Soweit die Theorie. Wie in der Backstube vor Jahrhunderten: bloßes Wissen, womöglich noch aufgrund wissenschaftlicher Theorien, führt nicht weiter. Der Wendepunkt ist die eigene Erfahrung, mit der sich ein lebendiges, eigenständiges Wissen erarbeiten lässt, als lebenspraktisches Handlungswissen im täglichen Leben.
Dementsprechend ist der Ausgangspunkt der Göthert-Seminare, den eigenen Feinstoffkörper wieder zu ertasten. Gibt es ihn wirklich? Wie reagiert er, was hat er für Bedürfnisse? Welchen Wirkungen und Einflüssen ist er ausgesetzt? Viele weitere Fragen werden sich ergeben. Eine neue Erfahrungswissenschaft kann entstehen, für ein vollständigeres, differenzierteres Menschsein.
Zugang zum umfassenden Wissen
Der Dreh- und Angelpunkt ist und bleibt aber das eigene Erleben, um sich wieder mit diesen vergessenen Bereichen unseres Menschseins zu Recht zu finden. Und um wieder Zugang zu dem umfassenden Wissen zu finden, das in uns lebt.
Und damit kann für jeden interessierten Menschen ein unabhängiges, eigenständiges Erleben entstehen, um sich in einer Welt zu bewegen, in der alte Gewissheiten immer mehr schwinden, um ständiger Veränderung, Anpassung und Neuorientierung Raum zu geben.
Ich bin mehr als das, was ich in der Schule im Biologieunterricht gelernt habe. Wird dies zur inneren Gewissheit, entsteht ein Erleben, auf das sich aufbauen lässt. Für ein Leben mit Vertrauen, Geborgenheit, Inspiration, Tatkraft und Lebensfreude.
Autor: Dr. Michael Münkle
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